Ich habe Physik, Wirtschaftsinformatik und Security Management studiert. Ich saß in wenigen sehr guten und in vielen durchschnittlichen Vorlesungen – und ab und zu in einer katastrophalen Vorlesung. Der Tiefpunkt war einmal erreicht, als in einer Vorlesung zu „Netzwerken“ der Professor sein öffentliches PDF an die Wand warf und draus vor las. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, leider nur an überhaupt gar keine Inhalte aus dieser Vorlesung.
Warum heißt Vorlesung Vorlesung? Weil vorgelesen wird, ganz klar. In Zeiten ohne Computer, Kopierer usw. macht das natürlich auch zur Vervielfältigung von Lehrinhalten Sinn. Heute möchte ich den Sinn davon einmal in Frage stellen. In der Regel werden Vorlesungen durch Übungen oder Praktika ergänzt. Das geht natürlich in die richtige Richtung, allerdings schaffen es weiterhin nur sehr wenige Dozenten über 90 Minuten die Aufmerksamkeitsspanne der Teilnehmer aufrecht zu erhalten.
Wenn ich zurück denke an welche Inhalte von Vorlesungen ich mich erinnern kann, die ich als Student damals genieße durfte, bleiben primär diejenigen übrig, in denen ich mir etwas selbst erarbeitet habe. Der reine passive Konsum von Lerninhalten hingegen war mehr oder weniger Zeitverschwendung.
Aus diesen Gründen halte ich keine Vorlesungen, sondern Lehrveranstaltungen. Haarspalterei? Ja, mag sein. Aber ich lehre Inhalte und lese sie nicht vor. Bei meinen Lehrveranstaltungen müssen sich die Teilnehmer die Inhalte selbst erarbeiten. Ich leite sie, leiste Unterstützung und stelle den Erfolg sicher – Starthilfe und kontinuierliche Betreuung inklusive. Die eigentliche Umsetzung dieses Ansatzes unterscheidet sich je nach Themengebiet, aber das Konzept bleibt das gleiche. Wichtig ist dabei natürlich die Teilnehmer zu fordern, aber nicht zu überfordern und möglichst viel Praxis einzubinden.
Dieses Grundkonzept zieht sich durch meine Vorlesung Lehrveranstaltung „PCI DSS“ an der Technischen Hochschule Brandenburg, durch mein kurzes Intermezzo bei der IHK als Dozent im „Zertifikatslehrgang zum Informationssicherheitsbeauftragter“ und auch durch meine Lehrveranstaltung „IT-Sicherheitsmanagement & Compliance“ an der Hochschule Darmstadt. In gewisser Weise findet sich das Konzept – Inhalte unter Anleitung selbst erarbeiten kombiniert mit maximaler Praxis – auch in den Online-Trainings der binsec academy GmbH wieder.
Warum ich dieses Statement zu meinen Hochschulveranstaltungen so deutlich ausdrücke: Damit die studentischen Teilnehmer genau wissen, worauf sie sich einlassen. Raus aus der studentischen Komfortzone: Schlafen* ist nicht! Wer Inhalte nur passiv konsumieren möchte, sollte besser in eine andere Veranstaltung gehen..
*Kam früher als Student auch bei mir vor.