Abzocke bei Handelsregistereintragungen

Die dreiste Abzocke bei Firmengründungen nimmt zu. Im Jahr 2013 hatten wir bei der Gründung der binsec eine Zahlungsaufforderung erhalten, die uns zur Zahlung für die Eintragung in ein Register motivieren sollte. Bei der Gründung der binsec group GmbH im Oktober 2019 wurden wir vom Notar schon darauf hingewiesen, dass wir „falsche Rechnungen“ für Eintragungen in das Registergericht bekommen würden. Ich dachte da.. jaja, kennen wir schon…

Am 15. November kam vom Amtsgericht Frankfurt die korrekt „Kostenanforderung“ für die Eintragung einer GmbH i.H.v. 150€. Am 29. November wurde die Gesellschaft im Amtsgericht Frankfurt eingetragen und die Eintragung wurde veröffentlicht. Der 29. November war ein Freitag. Am Dienstag waren dann gleich mehrere dreiste Zahlungsaufforderungen im Briefkasten:

  • ein Schreiben der HGR GmbH verlangt 794.92€
    für die Veröffentlichung des Handelsregistertextes sowie Eintragung der HRB Nummer (Download)
  • ein Schreiben des Deutsches Register für Handel verlangt 351,05€
    für die Neueintragung des Handelsregistertextes / Veröffentlichungsbetrag (Download)
  • ein Schreiben der DZHR GmbH verlangt 924,63€
    für die Veröffentlichung des Handelsregistertextes sowie Eintragung der HRB Nummer (Download)
  • ein Schreiben der HRZ GmbH verlangt 789,52€
    für die Veröffentlichungen eines Handelsregistertextes sowie Eintragungskosten (Download)
  • ein Schreiben der Handels Union Deutschland verlangt 288,00€
    für die Hervorhebung des Firmeneintrags inkl. Premium Zugang (p.a.) (Download)

Frechheit. Die Handels Union Deutschland hätte es gerne gleich im jährlichen Abo und die DZHR GmbH möchte fast 1.000€. Vermutlich existieren die Firmen noch nicht einmal:

In Deutschland ist nur eine HGR GmbH eingetragen und diese sitzt in Düsseldorf. Die Rechnung kommt aber laut Schreiben aus Berlin und die IBAN stammt aus Belgien.

Das Deutsche Register für Handel hat erst gar keine Rechtsforum, gibt aber ein Konto bei der Postbank an.

Die DZHR GmbH hat zwar eine Rechtsform, aber keine Anschrift. Dafür auch ein Konto bei der Postbank. Auf der Internet-Seite dzhr.info steht „nur Wartungsarbeiten“. Vor der DSGVO hätte man wenigsten den Whois-Eintrag zur Domain ziehen können.

Eine HRZ GmbH kennt das deutsche Registerportal auch gar nicht erst. Zur Abwechslung wird ein Konto von der Sparkasse Rhein-Maas benutzt. Auf der Internet-Seite hrz-online.de steht vielsagend: „Diese Seite befindet sich derzeit im Aufbau.“

Die Handels Union Deutschland gibt sogar eine Firma an, die Boncheck GmbH. Das Konto liegt bei der Sparkasse Herford. Es gibt tatsächlich einen Internetauftritt unter www.handels-union.de. Dort im Impressum steht auch eine Boncheck GmbH als verantwortlich, vertreten durch ihren Geschäftsführer Herr Tolga Akcay. Und.. relativ ungewöhnlich.. im Impressum steht auch gleich die zuständige Anwaltskanzlei „Kanzlei Senol, Herr Rechtsanwalt Ali Senol, Friedrichstraße 24, 33615 Bielefeld“.

Folglich sind die ersten vier Schreiben komplett Fake, dafür erhält man beim letzten Schreiben sogar eine Leistung. Und wenn man die Leistung der „Handels Union Deutschland“ bzw. Boncheck GmbH annimmt, weil man sie vielleicht mit dem offiziellen Register verwechselt, bekommt man auch gleich die Anwaltskanzlei mitgeteilt, die von der Boncheck GmbH vertreten wird. Das ist Service.

Werbeshit & Co

Früher war alles besser. Subjektiv besteht das Internet nur noch aus:

  • Aggressive Werbung: Ton. Videos im Hintergrund. Pop-Up-Werbung auf dem Handy, dessen „X-Button“ kaum zu treffen ist ohne auf die Werbung zu klicken.
  • Adblocker-Schranken, die eine Selbstverteidigung gegen das obige unterbinden.
  • Absolut sinnlose Datenschutz-Cookie-Erklärungen, die jeder im Schlaf wegklickt – primär ein Feature zur Einnahmensteigerung für Anwälte.
  • Fakebewertungsportale sowie gekaufte Fake-Rezensionen in seriösen Portalen und Shops.
  • Sozialen Netzwerk-Müll: Timelines bestehen nur noch aus „Schaut wie geil ich bin“-Posts, Werbung und Propaganda. Schaut euch einmal die Fähigkeiten für Firmen an bei Facebook-Werbung zu schalten, primär die gigantischen Auswahlmöglichkeiten der Zielgruppe. Für den Vertrieb genial, ansonsten eher abartig.
  • Amazon-Abzocke: Produkte per Default-Einstellung direkt im Abo zu beziehen.
  • Fake-Beiträge in Foren als zweiter Beitrag: Du suchst nach XYZ? Andere wurden hier (Link zum Shop) fündig.
  • Bashing gegen AfD. Bashing gegen Linke. Bashing hin, bashing her..

So langsam macht surfen keinen Spaß mehr. Ich verstehe ja die Notwendigkeit, Werbung zu schalten und Einnahmen zu generieren, aber die Inhalte im Netz waren – gefühlt – noch nie so hirnlos wie heute. Erst kam das Hartz 4-TV, jetzt schwappt der Scheiss ins Netz.

Irgendwann schaue ich nur noch Netflix, lese tagesschau.de und Print-Zeitung. Echt schade…